Unter der Überschrift "Sie lebten in Bakum" haben wir in der Vergangenheit schon einige Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Bakum wieder in Erinnerung gerufen. Heute berichten wir
über Heinrich Hellbernd aus Harme
Warum Heinrich Hellbernd zeitlebens einen besonderen Bezug zu Dr. Hubert Burwinkel hatte, kann heute nicht mehr festgestellt werden. Vielleicht war es der gemeinsame Geburtsort Dinklage. Heinrich Hellbernd kannte alle Erzählungen und Geschichten vom Heimatdichter Dr. Hubert Burwinkel, teilweise auswendig. Ob zahlreiche Gedichte und Geschichten aus dem Buch „Wor Braom un Barken“, die Gedichte aus „Kumm Mariechen“, „Tüsken Wolken und Wind“ oder aus den Texten „Heimatblaumen un Spricker“ gehörten zum Wissen von Heinrich Hellbernd. Häufiger hat er auch die Geschichte um „Threse“ erzählt. Threse wurde 1938 geschrieben von Dr. Hubert Burwinkel "nao’ne wohre Begäbenheit; een plattdüsk Vertellstück". So wie der bekannte Heimatdichter Hubert Burwinkel 1892 in Dinkllage geboren wurde, so verbrachte auch Heinrich Hellbernd Jg. 1911 die ersten 9 Jahre seines Lebens auf dem Anwesen der Burg in Dinklage.
1920 verließ er mit seinen Eltern und 5 weiteren Geschwistern das Geburtshaus auf Burg Dinklage. Im alten Forsthaus in Harme fanden sie ein neues Zuhause. Der Vater Josef war als Forstaufseher für den Besitz der Familien von Galen in der Gemeinde Bakum zuständig. Im alten Forsthaus Harme wurden noch 4 weitere Geschwister geboren.
Das Haus der Familie Hellbernd in Harme um 1935. Zu sehen sind hier die beiden Brüder Franz und Karl .
Häufig erzählte Heinrich Hellbernd (li) auch vom Besuch der Landwirtschaftlichen Winterschule in Dinklage, die er um 1930 erfolgreich verließ. Hier erlernte er unter dem damaligen Schulleiter Rat Meyer (re) den Beruf des Landwirts. Zahlreiche Schulfreunde aus der Dinklager Zeit (1. bis 4. Schuljahr) traf er hier nach mehreren Jahren wieder. Da der Unterricht immer in den Wintermonaten erfolgte, übernachtete er häufig bei seiner in Dinklage sehr bekannten Tante "Diendchen" (Maoler Diekmann). Zu den damaligen Landwirtschaftsschülern gehörte auch Theodor Kröger aus Schwege (Mitte), der Vater von Hubert Kröger aus Harme.
Als Soldat der Wehrmacht war Heinrich Hellbernd während des 2. Weltkrieges in Nordafrika eingesetzt. 4 weitere Brüder standen ebenfalls im Kriegseinsatz. Hunderte von Briefen schrieben die 5 Brüder in kurzen Zeitabständen an die Familie in Harme. Alle Feldpostbriefe sind heute noch vorhanden und werden zur Zeit von Frieda Hellbernd geb. Hölscher (Ehefrau von Franz Hellbernd) von der Sütterlinschrift übersetzt. Die Briefe bringen das Heimweh und die Hoffnung auf ein Wiedersehen mit der gesamten Familie immer wieder zum Ausdruck. Glücklicherweise waren alle 5 Bründer am Ende des Krieges wieder vereint.
Beschwerlich waren die Arbeiten in der Landwirtschaft. Hier pflügt Heinrich Hellbernd den Acker in den 50iger Jahren mit einem Pferdegespann. Nach und nach wurden Pferde durch Maschinen ersetzt.
1948 heiratete Heinrich Hellbernd Maria Hoping aus Molkenstraße. Von dieser Hochzeit aus der Nachkriegszeit existieren so gut wie keine Fotos. 25 Jahre später 1973 feierte man im Saal Busse in Harme die Silberhochzeit. Aus der Ehe gingen 3 Söhne und 2 Töchter hervor.
Das Bild der Geschwister Hellbernd mit der Mutter entstand um 1955 nach dem Tod des Vaters Josef (1877-1954), stehend v. li. Josef (1909-1990), Heinrich (1911-1994), Fritz (1913-1964) Paul (1914-1988), Franz (1919-2012), Karl (1931-2001), sitzend v. li. Margret (Hellbernd-Wilken 1927-2018), Johanna (Vogelsang 1917-2003), Mutter Maria geb. Blömer (1883-1980) , Elisabeth (Sr. Crescentia 1922-2017), Maria (Middendorf 1924-2018)
Die ehemalige Försterei der Burg Dinklage wurde Mitte der sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts von der Familie Heinrich Hellbernd übernommen. Weitere landwirtschaftliche Pachbetriebe konnten ihre Wohnhäuser mit Stallungen zu dieser Zeit in den Bauerschaften Harme, Hausstette und Molkenstraße von Graf Ferdinand von Galen käuflich erwerben.
Neben der Arbeit in der Landwirtschaft fand er auch Zeit zur ehrenamtlichen Tätigkeit als Mitglied im Rat der Gemeine Bakum in der Zeit von 1957 bis 1981. Er hat sich in den 25 Jahren im Verwaltungs-, Finanz-, Straßen- und Wegeausschuss wie im Schul- und Jugendausschuss für das Wohl der Gemeinde Bakum eingesetzt. Durch seinen starken Charakter und durch seine menschliche Redlichkeit hatte er das Vertrauen des Rates und der gesamten Bevölkerung.
Heinrich Hellbernd liebte die Geselligkeit und fühlte sich besonders wohl im Kreis seiner Familie mit den Kindern, den Enkelkindern und den 9 weiteren Geschwistern und deren Familien. Für alle Mitglieder war das Elternhaus in Harme ein Treffpunkt für zahlreiche Begegnungen. Unterstützung fand er immer bei seiner Frau Maria.
Heinrich Hellbernd verunglückte am 1. Oktober 1994. Unweit seines Hauses übersah er als Radfahrer ein überholendes Auto. Er starb einige Stunden später in den
Städtischen Kliniken Osnabrück im Alter von 83 Jahren.
Das Bild oben zeigt den Gemeinderat und Mitarbeiter/innen der Gemeinde Bakum im Jahre 1959 anlässlich der Verabschiedung des
damaligen Gemeindedirektors Clemens Kreutzmann. Heinrich Hellbernd vorne stehend 3. v. re. Auch am 21. 4. 1981 war Heinrich Hellbernd als stellv. Bürgermeister bei der 1. Sitzung im neuen Rathaus
anwesend Bürgermeister Hermann Rauber begrüßt hier erstmals den Gemeinderat im neuen Ratssaal, v. li. Heinrich Hellbernd, Hans Schlotmann, Hermann Rauber, Leonhard Kordes, Josef Kröger u. Bernd
Koldehoff
Zeitlebens fühlte sich Heinrich Hellbernd mit dem Harmer Holz eng verbunden. In "seinem Revier" kannte er jeden Baum und beobachtete gerne alle Vogelarten, die sich hier aufhielten. Durch sein gutes musikalisches Gehör konnte er viele Vogelstimmen imitieren.
Über 50 Jahre wirkte Heinrich Hellbernd im Musikverein Bakum mit. Unzählige Veranstaltungen in der Gemeinde Bakum bei kirchlichen und weltlichen Anlässen hat er musikalisch mit dem Musikverein Bakum begleitet. Aber auch schon als Jugendlicher spielte er mit 6 weiteren "Jungs" aus Harme im Harmer Mandolinenorchester. Zu sehen sind hier stehend v. li. Heinrich Hellbernd, Clemens Sandmann, Clemens Lamping, Rudolf Lamping, sitzend v. li. ? Sandmann, August Lamping und Bruder Fritz Hellbernd (Foto um 1928)
Ob bei Familienfeiern, beim Musikverein, beim 1. Heimatabend des neuen Heimatvereins oder sonstigen öffentlichen Veranstaltungen erzählte Heinrich Hellbernd gerne die Geschichten von Dr. Hubert Burwinkel. Die obige Videaufnahme mit Heinrich Hellbernd und Snüfken Jan stammt aus dem Jahre 1987. Auch Enkeltochter Franziska hatte Snüfken Jan von ihrem Opa kennengelernt.
Fotos: OV-Zurborg, August Dullweber, private Aufnahmen der Familie Hellbernd, Video: Christoph Hellbernd, August Kröger